Stationsbasiertes und Free-Floating Carsharing erklärt
Carsharing nutzen Menschen unabhängig davon, ob sie ein eigenes Auto besitzen oder nicht. Manchmal benötigt man ein Fahrzeug in einer anderen Größe, das eigene könnte in der Werkstatt sein, oder man will nur ausnahmsweise in eine Richtung fahren. Es kann auch eine Ergänzung zum öffentlichen Verkehr oder als Ersatz für eine Taxi-Fahrt dienen.
Wer ganz auf ein eigenes Auto verzichten möchte, hat noch mehr Gründe, Carsharing zu nutzen. Man bleibt flexibel und kann, je nachdem wie oft man ein Fahrzeug benötigt und welchen Tarif man wählt, Kosten und Sorgen sparen. Nun ist auch ganz entscheidend, inwieweit man in die Zukunft planen möchte und kann, um zu wissen, welches Auto, zu welchem Zeitraum, an welchem Ort und zu welchem Preis verfügbar ist.
Eine Studie aus Karlsruhe ergab jedenfalls, dass zwischen 3% und 16% der Personen, die Carsharing nutzen, ihr eigenes Fahrzeug verkauft haben, abhängig von der Stadt, in der sie leben. Des Weiteren wurde der Kauf eines Neufahrzeugs zumindest hinausgezögert. Alles in allem reduziert dies die Gesamtmenge der Fahrzeuge in einer Stadt, wodurch der Verkehr und die Nutzung der Fahrzeuge effizienter wird.
Es ist keinesfalls das Ziel, jegliche Privatfahrzeuge aus dem Verkehr zu ziehen, aber vor allem in Gebieten mit gut ausgebautem öffentlichen Verkehr ist Carsharing die perfekte Ergänzung. Es schafft die Möglichkeit, dass Menschen nicht auf ein eigenes Fahrzeug angewiesen sind, und reduziert somit die Gesamtmenge der Autos, die nicht am fließenden Verkehr teilnehmen.
Free-Floating Carsharing
Beim Free-Floating Carsharing stehen die Autos nicht auf einem dedizierten Parkplatz, sondern sind Teil des Individualverkehrs und parken auf öffentlichen Stellplätzen. Der genaue Standort der Fahrzeuge ist in einer App verfügbar, sodass man sie kurzfristig suchen, nutzen und dann am gewünschten Ziel abstellen kann wenn man sich irgendwo eingeparkt hat.
Der Bereich, in dem Fahrzeuge abgestellt werden können, wird meist begrenzt, um eine gute Abdeckung von Nutzern und Autos zu erzielen. In dünn besiedelten Gebieten ist die Nutzung oft nicht effizient genug. Dieser Bereich wird meist Geschäftszone genannt.
Die Vorteile des Free-Floating Modells sind die spontane und flexible Nutzung. Benötigt man ein Fahrzeug, sucht man das nächste verfügbare und fährt los. Am Ziel sucht man einen Parkplatz, muss sich meist nicht einmal um Kurzparkzonen kümmern und lässt das Auto einfach stehen, damit die nächste Person es nutzen kann.
Vor allem muss man nicht im Voraus wissen, wie lange man das Fahrzeug benötigt. Wenn das Ziel erreicht oder die Aufgabe erledigt ist, wird die Buchung einfach beendet. Auch bei Free-Floating kann man bei manchen Anbietern Autos schon im Voraus und für einen längeren Zeitraum buchen, wobei garantiert wird, dass sich ein Fahrzeug in der Nähe des gebuchten Ortes befindet. Wenn man allerdings kurzfristig ein Fahrzeug sucht und keines verfügbar ist, ist man leider auf sich selbst gestellt und muss entweder zu einem Ort reisen, wo das nächste Fahrzeug steht, oder nach einer anderen Lösung suchen.
Problematisch ist auch, dass sichergestellt werden sollte, dass die Fahrzeuge gleichmäßig über die gesamte Geschäftszone verteilt sind. Allerdings bilden sich regelmäßig Hotspots, wenn zum Beispiel viele Menschen am Morgen Fahrzeuge in die Stadtmitte fahren und dann die Fahrzeuge am Stadtrand fehlen, oder wenn ein Event stattfindet und Personen zwar mit dem Fahrzeug hinfahren, aber nicht mehr mit Carsharing zurück.
Ebenso gibt es beim Free-Floating-Modell einen erhöhten Aufwand für die Betreiber, da die Fahrzeuge an beliebigen Orten innerhalb des Geschäftsgebiets stehen können und so die Besichtigung und Wartung der Fahrzeuge aufwändiger ist. Auch gibt es eher Konflikte mit Behörden, wenn das Fahrzeug nicht korrekt abgestellt wurde.
Bezahlt wird hier für jede angefangene Minute, bis das Fahrzeug für andere Personen wieder freigegeben wird. Möglicherweise wird zusätzlich der gefahrene Kilometer verrechnet. Wirtschaftlich ist dieses Modell meist nur im urbanen Gebiet sinnvoll, wo es potenziell viele Kunden gibt, die häufig Kurzstrecken fahren und an jedem Tag und jeder Uhrzeit Fahrzeuge benötigt werden.
Stationsbasiertes Carsharing
Wie der Name schon verrät, kann man bei stationsbasiertem Carsharing Fahrzeuge nur von ausgewählten Stationen holen und muss sie auch wieder zu Stationen zurückbringen. Das erleichtert die Planung, da immer bekannt ist, wo die Autos stehen. Wenn das Auto bei einer anderen Station zurückgebracht werden kann, erhält man trotzdem eine gewisse Flexibilität.
Wenn eine bestimmte Station sehr beliebt ist und häufig gebucht wird, lässt sich das schnell erkennen und an dieser Station mehr Fahrzeuge zur Verfügung stellen. Genauso, wenn eine Station weniger beliebt ist als erwartet, kann die Anzahl an Fahrzeugen dort reduziert werden.
Meistens plant man eine Fahrt mit dem Auto schon im Voraus, auch wenn es nur wenige Stunden sind. Dadurch gewinnt man die Sicherheit, zu wissen, wo ein Fahrzeug abgeholt werden muss und dass es sich auch sicher dort befindet. Schwierig wird es nur, wenn im Voraus nicht oder nur schwer abzuschätzen ist, wie lange ein Fahrzeug benötigt wird. Entweder plant man zu lange oder bemerkt, dass die Dauer zu kurz ist und muss hoffen, dass die Buchung verlängert werden kann.
Die Standorte für Carsharing können sehr gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln kombiniert werden, sodass man einfach zu den Stationen hinkommt und nach der Fahrt auch bequem weiterfahren kann. Die große Chance bei stationsbasiertem Carsharing besteht darin, an so vielen verschiedenen Orten wie möglich eine Station zu haben. So wird es ähnlich wie beim Free-Floating-Modell, wobei die Planbarkeit erhalten bleibt.
Da sich die Fahrzeuge regelmäßig an einer Station befinden, können sie bei diesem Modell häufiger und besser auf Schäden kontrolliert werden.
Bei diesem Modell bezahlt man für die Dauer der Buchung, die je nach Anbieter in verschiedenen Zeiteinheiten gebucht werden kann, manchmal stundenweise, oft sogar minutenweise. Häufig ist eine Anzahl an Kilometern inkludiert, und man zahlt zusätzlich für jeden gefahrenen Kilometer sobald die inkludierten Kilometer überschritten werden.
Wann welches Modell besser ist
Mittlerweile gibt es ausreichend Erfahrungen mit beiden Modellen und die Ergebnisse zeigen, dass unterschiedliche Personen jeweils besser auf das eine oder andere Modell ansprechen. Während einige Menschen Spontanität klar bevorzugen, ist für andere das genaue Gegenteil – nämlich Planbarkeit – beim Carsharing von größter Bedeutung. Beide Modelle bieten zwar Flexibilität, jedoch hängt die Flexibilität des stationsbasierten Carsharings stark vom jeweiligen Anbieter ab.
Stationsbasiertes Carsharing hat das Potenzial, auch im ländlichen Raum genutzt zu werden. Wenn sich an Bahnhöfen eine Station befindet, kann eine Buchung für den Nachhauseweg nach der Arbeit bis zum Pendeln zurück zur Arbeit getätigt werden, wodurch die letzte Meile überbrückt wird. Befindet sich zudem eine Station im Ortskern einer Ortschaft ohne Bahnhof, ähnelt dieses Modell stark dem Free-Floating-Modell.
Ein wesentlicher Treiber des Carsharings ist die Veränderung des gesamten Mobilitätskonzepts. Es wird zunehmend nicht mehr zwischen Autofahrten und öffentlichem Verkehr unterschieden. Immer mehr Menschen entscheiden individuell, mit welchem Verkehrsmittel sie eine Strecke zurücklegen – sei es mit dem Fahrrad, zu Fuß, Taxi oder einem E-Scooter. Die Möglichkeiten haben sich in den letzten Jahren stark erweitert, und auf die Bedürfnisse und Wünsche verschiedenster Stakeholder kann somit viel besser eingegangen werden.
Wir sehen uns im nächsten Blogpost!